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Die Kendlmühlfilzn

Geschichte und Bedeutung

Die im Norden von Grassau gelegene Kendlmühlfilze ist ein besonderes Naturjuwel. Sie ist mit fast 800 Hektar das größte Hochmoor im südostbayerischen Raum. Eine zu jeder Jahreszeit außergewöhnliche Landschaft. Die Kendlmühlfilze hat sich aus einer Verlandungszone des ehemals weitaus größeren Ur-Chiemsees entwickelt. Die Dicke der Torfschicht hat im Laufe der Jahrtausende sieben bis acht Meter erreicht.

In den vergangenen Jahrhunderten wurden Moore von den Bauern in erster Linie zur Gewinnung von Stalleinstreu und Brennmaterial genutzt. Im Sommer wurde der Torf gestochen und zum Trocknen aufgelegt. War er durchgetrocknet, kam er als Brennstoff zum Einsatz. Der bäuerliche Handtorfstich entnahm zwar kleinflächig die obersten Torfschichten, konnte aber den Lebensraum Hochmoor noch nicht existenziell bedrohen. 

Dies geschah erst durch die industrielle Nutzung ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch in den Kendlmühlfilzen wurde industriell Brenntorf gewonnen. Der Torfbahnhof an der Bahnlinie München-Salzburg zeugt davon ebenso wie die noch zahlreich sichtbaren Gleisanlagen der ehemaligen Feldbahn in der Filzen. In den 1970er und 80er Jahren wurde zuletzt großflächig Fräßtorf für die Blumenerdeproduktion abgebaut.

Die damit einhergehende Zerstörung des Moores wie auch des Landschaftsbildes führte zur Gründung der Bürgerinitiative „Rettet die Kendlmühlfilzn", die letztlich erfolgreich für die Einstellung des Abfräßens und für die Einrichtung eines Naturschutzgebiets kämpfte. Seit 1992 steht die Kendlmühlfilze unter Naturschutz.

In den Jahren 1999 bis 2001 wurden im Rahmen des LIFE-Programmes der Europäischen Union umfassende Maßnahmen zur Wiedervernässung ehemaliger Torfabbauflächen durchgeführt. Dabei wurden die für den Torfabbau notwendigen Entwässerungsgräben wieder verbaut und Flachgewässer im Bereich ehemaliger Torfabbauflächen aufgestaut, um den natürlichen Wasserhaushalt des Hochmoores wieder herzustellen. Erste Erfolge sind bereits sichtbar: Typische Hochmoor-Pflanzengesellschaften, zu denen z. B. Torfmoose, Sonnentau und Wollgras gehören, haben sich auf diesen Flächen wieder angesiedelt.

Aber auch Tierarten, die an den Lebensraum Hochmoor gebunden sind, profitieren von der Renaturierung. So konnten Experten beobachten, dass seltene Libellen, wie die Große Moosjungfer in die Kendlmühlfilzen zurückkehren. Europaweit befindet sie sich auf der Liste der am stärksten gefährdeten Tierarten.

Die Kendlmühlfilzen erleben ist in vielen Bereichen auf ausgewiesenen Wegen zu Fuß möglich. Eine Aussichtsplattform ermöglicht einen weiten Blick über die Moorlandschaft. Der  Moorlehrpfad in der Filze und zwei Museen informieren Sie anschaulich und umfassend über dieses Naturjuwel und seine Geschichte. Regelmäßig finden sachkundig geführte Moor-Wanderungen statt. Ausgangspunkte sind Grassau, Rottau und Übersee (Termine im Achentaler Veranstaltungskalender).